Alkoholleiche?

Zur schönsten Mittagszeit an einem sonnigen Tag schreckte uns der Melder auf. Eine Alkoholvergiftung wurde uns durch die Leitstelle verkündet. Anfahrt sei mit Blaulich und Horn zu erfolgen.

Wir taten wie geheißen, fuhren so schnell es ging in eines der schlechteren Viertel der Stadt und fanden an gemeldeter Stelle einen unserer bekannten „Freunde“. Er saß auf der Bank, wie immer mit der grünen Likörflasche in der Hand. Auf unsere Frage, was er von uns wünsche, teilte er uns mit, wir sollten ihn in eine Entzugsklinik bringen. Dass wir das nicht so einfach tun konnten, wollte ihm nicht einleuchten. Um das schließlich zu klären, bestellen wir die Polizei dazu. Nach kurzer Zeit trafen zwei motivierte Polizisten ein, die die Einsatzstelle von uns übernahmen. Wir fuhren ohne Patient wieder weg.

Wenige Minuten, nachdem wir auf der Wache ankamen, klingelte der Melder erneut. Gleiche Einsatzstelle, gleicher Name. Dieses Mal war die Meldung „Kollaps“. Anfahrt wieder mit Blaulicht und Horn. Wir fuhren also an, und sahen, dass die Polizei immer noch vor Ort war. Ebenfalls vor Ort war das „Alki-Mobil“. Ein Kleinbus, mit dem Besoffene zur Ausnüchterung gebracht werden. Dort drinnen lag tatsächlich unser Patient von vorher scheinbar bewusstlos auf dem Boden.

Mit vereinten Kräften zogen wir den Patienten heraus und lagerten ihn passend bei uns auf der Trage. Kaum waren wir im RTW und die Tür zu, war der „Bewusstlose“ gar nicht mehr bewusstlos, sondern entsprechend seiner vier Promille, die er bei der Polizei geblasen hatte, wieder ansprechbar. Wir nahmen ihn also mit ins Krankenhaus, sodass er dort ausnüchtern konnte.

„Intensivtransport“

Der Melder verkündete den Alarm. „Intensivtransport“ stand auf dem Display. Wir sollten also einen Patienten von einem kleineren Krankenhaus für eine Untersuchung in ein anderes Haus des Verbundes bringen. Diese Einsätze sind meistens schön unkompliziert und beinhalten Hin- und Rückfahrt. Also wussten wir, wir würden mit allen Übergaben bestimmt 2-3 Stunden unterwegs sein. Was uns irritierte: Der Transport begann auf Normalstation und ging ins CT. Zudem stand als Einsatzbemerkung „nix mitbringen“ auf dem Navi.

Wir scherzten also noch, was das heißen würde. Da wir das sehr entspannt sahen und der Patient nicht kritisch sein kann, entschieden wir uns dafür, wirklich nichts mitzunehmen und „erst einmal schauen“ zu gehen. Wir ließen Monitor, Trage und Notfallset im Auto und machten uns auf den Weg zur Station. Dort angekommen teilte man uns mit, der Patient sei eben noch in der Sonographieabteilung gewesen, jetzt aber bereits auf dem Weg hier zurück. Aha. Sehr gut. Wir warteten.

Wenig später kam der Patient angelaufen. Ja, gelaufen. Die Pflegerin lief nebenher. Wir übernahmen den Patient von ihr, bekamen alles wichtige mitgeteilt und liefen dann zum Auto. Da sich abzeichnete, dass das alles sehr entspannt war, durfte die Praktikantin den Einsatz führen. Sie machte das alles sehr gut; ging auf den Patienten ein und dokumentierte ordentlich.

Die Fahrt an sich war wenig aufregend, aber leider gab es keine direkte Rückfahrt, da mehrere Untersuchungen gemacht werden würden. Wir meldeten uns also nach ca. 50 Minuten wieder frei und traten den Rückweg an.

Intensivverlegung

Da ich hier ja vor allem über kuriose Einsätze schreibe, darf dieser nicht fehlen: Wir wurden alarmiert zu einer Intensivverlegung von einem kleineren Krankenhaus in die Uniklinik. Nichts dramatisches, nichts eiliges. Aber eben doch zeitnah zu erledigen. Wir fuhren also gemütlich zu dem Krankenhaus, packten unsere Sachen und gingen hoch zur Intensivstation. Dort angekommen, empfing uns die diensthabende Ärztin ganz aufgeregt. Wir sahen schon beim hereinkommen, das nicht viel los ist. Diese Station hat gerade mal 5 Betten in 3 Zimmern.

Die Ärztin erklärte uns, sichtlich erleichtert, dass wir diese Patientin übernehmen würden, alles wichtige zur Vorgeschichte und wies mehrfach darauf hin, dass diese massive Verschlechterung in der letzten Stunde geschehen sei. Die Patientin hatte wirklich einen sehr niedrigen Blutdruck und einen hohen Puls, der unregelmäßig schlug. Sonst waren die anderen Parameter nahezu unauffällig. Im Labor war der Natriumgehalt im Blut etwas niedrig, aber der Rest in Ordnung. Die normalen Medikamente hatten nicht gewirkt. Trotz allem war die Patientin stabil für die Fahrt in die Uniklinik. In der Uniklinik sollte sie auf die internistische Intensivstation kommen und vorher in der Notaufnahme noch ein CT bekomme um eine Gehirnerschütterung auszuschließen.

Nach dem Umlagern ging es zügig ins Auto, wobei auf dem gesamten Weg unser Monitor lief und überwacht wurde. Im Auto angekommen, sank der Puls, aber der Blutdruck blieb konstant, was eher ungewöhnlich ist. Mein Kollege entschied, mit Blaulicht zu fahren. Ich fuhr, er blieb bei der Patientin. Durch den Rückspiegel konnte ich sehen, dass er die Patientin gut versorgte, und sie wohl stabil blieb. In der Notaufnahme der Uniklinik angekommen, empfing uns der Chirurg. Er teilte uns gleich mit, dass wir bitte warten sollten, weil direkt nach dem CT würde die Patientin wieder zurück in das kleinere Haus gehen. Mein Kollege hatte sichtlich keine Lust darauf, aber der Arzt rief schon auf unserer Leitstelle an, um den Rücktransport zu bestellen. Kurz darauf klingelten unsere Melder und verkündeten, dass wir die Rückfahrt machen sollten.

Wir lagerten die Patientin auf den CT-Tisch um und warteten vor der Tür auf das Ergebnis. Nach wenigen Minuten war der Radiologe fertig und verkündete, dass nichts am Kopf sei. Daraufhin schrieb der Chirurg eilig ein paar Zeilen Text und schickte uns zurück. Erstaunlicherweise war die Patientin jetzt mit allen Werten, die unser Monitor anzeigen konnte, wieder in den Normalbereichen. Wir fuhren somit ganz entspannt zurück in das kleinere Krankenhaus, wo die Patientin die Nacht trotzdem auf der Intensivstation verbrachte. Was sie hatte und wie lange sie dort blieb, weiß ich leider nicht.

„Welches Auto fährst du?“

„Ach, du fährst KTW. Ich habe mich schon gewundert. Hast du das vorher gewusst?“ – „Na klar, es stand ja so im Schichtplan.“ – „Das ist nicht, was ich meinte.“

Eigentlich wollte der Kollege von mir wissen, warum ich als Mitglied der RTW-Gruppe (ein RTW ist das große Auto, mit dem man normal zu den großen Notfällen fährt) auch KTW-Schichten (das sind die kleinen Autos für Entlassungen und Arztfahrten) übernehme. Jedes Mal, wenn mich das jemand fragt, muss ich kurz nachdenken. Aber meine Antwort ist eigentlich immer ähnlich: „weil es Spaß macht.“

Natürlich, auf dem RTW erlebt man mehr, hat mehr zu tun, hat interessantere Sachen und kommt rum beiden Leuten. Das denkt man zumindest. Auf dem KTW wird man auch immer mal wieder zu Notfällen geschickt, weil gerade kein RTW verfügbar ist oder weil es sich für den Disponenten nicht so schlimm darstellt, dass er einen RTW entsenden muss. Bei diesen Einsätzen hat man viel weniger Material und Geräte zur Verfügung. Und auch oft unerfahren bzw. junge Kollegen, die gerade ihr FSJ machen. Diese werden teilweise sehr nervös bei solchen Einsätzen und sind dann keine große Hilfe. Trotzdem sollte es der Anspruch eines jeden Rettungsdienstmitarbeiters sein, den Patienten optimal zu versorgen, egal welches Auto man fährt.

Auf dem KTW hat man, trotz allem, meistens weniger Stress, weil man eben keine Notfälle hat, sondern planbare Einsätze. Und oft (zumindest hier in der Gegend) sind die Strecken, die man zurücklegt länger, weil wir oft in das Umland der Stadt fahren. Somit kommt man viel mehr in der Gegend herum als auf dem RTW, lernt Kurorte und andere Krankenhäuser kennen. Aber man kommt auch viel besser mit den Leuten in Kontakt und ins Gespräch. Ich habe während einer langen Fahrt naturgemäß mehr Zeit als während einer kurzen, aber auf dem KTW habe ich auch viel weniger zu Dokumentieren und zu Erledigen bis zum Krankenhaus als wenn man RTW fährt. So kann man viel mit den Leuten reden.

Letztlich ist es mir auch egal, was ich fahre. Die Längen der Schichten sind hier ähnlich, ich bekomme das gleiche Geld und beides macht mir Spaß – das ist das Wichtigste!

Gerüche

Folgendes könnte sich so, oder ähnlich, überall in Deutschland zugetragen haben. Während dem Dienst mit meiner Lieblingskollegin gab es Döner zum Mittagessen. Auf die Frage, ob sie Zwiebeln wolle, antwortete sie mit „Ja“. Auf die Frage nach der Knoblauchsoße beantwortete sie auch diese mit Jahr. Zurück im Auto fragte ich sie, warum sie sogar extra Knoblauch bestellt habe, wenn wir doch auch regelmäßigen Patientenkontakt haben. Ihre Antwort ließ mich schmunzeln: „Die Patienten achten auch nicht auf ihren Geruch, wenn wir zu ihnen kommen. Also warum sollte ich das tun?“

Man kann hier natürlich argumentieren, dass das nicht unbedingt so gesehen werden kann, da die Patienten selten vorher planen, uns zu rufen. Aber trotzdem ist da was wahres dran. Und Knoblauch ist sicherlich nicht der schlimmste Geruch den wir im Einsatz erleben.

Ich selbst achte trotzdem einigermaßen auf so etwas, wenn ich arbeite, da ich es für das Team, die Patienten und auch mich selbst als unangenehm empfinde.

Missverständnis

Vor ein paar Wochen hatte ich Dienst auf der Stadtwache im Krankentransport. Dort gab es Mal wieder den Klassiker der Missverständnisse. Wir wurden alarmiert zu einem psychiatrischen Notfall in einer nicht so guten Gegend der Stadt. Zum Eigenschutz fragten wir noch auf der Anfahrt, ob die Polizei dabei sei. Dies wurde von der Leitstelle verneint, sodass meine Kollegin direkt darum bat, dass diese direkt mitarlarmiert werde, da man ja nie weiß, was einen erwartet.

Vor Ort entschieden wir, auf die Polizei zu warten, bevor wir die Wohnung betraten. Aus Sicherheitsgründen blieben wir noch um die Ecke stehen und warteten dort. Diesen Standort teilten wir unserer Leitstelle mit und baten, es weiterzugeben.

Nachdem nach vielen Minuten die Polizei noch nicht da war, fragten wir nochmal nach. Diesmal direkt bei der Polizei. Von dort bekamen wir die Antwort, dass die Polizei von Anfang an in der Wohnung gewesen sei und uns nachbestellt hätte.

Die Lage war also von Anfang an sicher und die Polizei vor Ort. Irgendwie ging diese Information unterwegs verloren.

Die weitere Versorgung war nicht weiter erwähnenswert, wir leisteten psychische erste Hilfe und brachten den Patienten in die gewünschte Klinik. Dem Patient geht es gut, er hat durch diese Verzögerung keinen Schaden davongetragen.

Langeweile im Dienst

Vor kurzem hatte ich mal wieder eine Schich in meiner Heimat auf einer Außenwache, also in einer kleineren Ortschaft ohne Krankenhaus. Das tolle dort ist, dass die Leute wirklich nur im Notfall den Rettungsdienst rufen und nicht für jedes kleine Kinkerlitzchen. Dafür ist man dort oft eine ganze Zeit lang ohne Notarzt und hat auch lange Wege in die umliegenden Krankenhäuser, dadurch dauern einzelne Einsätze insgesamt länger als in der Stadt. Wenn im Sommer die Städter als Touristen da sind, ändert sich natürlich auch die Einsatzfrequenz.

Für solche Wachen gibt es meistens zwei Möglichkeiten, entweder (fast) keine Einsätze in der Schicht oder man ist durchgehend unterwegs. In der beschriebenen Schicht traf das este zu. Wir begannen morgens unsere Wachenroutine (Reinigen und Desinfizieren von Material und Wache, Auto checken und putzen, Aufräumen etc.), die schon nach gut 90 Minuten abgeschlossen werden konnte. Danach ging es für mich an den Computer um etwas zu arbeiten und meine Kollegin las Zeitung und spielte auf ihrer mitgebrachten Spielekonsole. Nach einiger Zeit hat sie mich überredet, mitzuspielen. Also spielten wir ein Autorennspiel eines japanischen Anbieters mit einem Italiener als Hauptfigur.

Gegen Mittag fuhren wir zur Dönerbude um dort das Mittagessen zu holen. Eigentlich hatte ich Suppe vom Vortag dabei aber so ein Döner war dann doch verlockender. Wie es natürlich kam, hatten wir das Essen gerade in Empfang genommen und bezahlt, als der Melder los ging. Nichts dringendes, eine Einweisung ins Krankenhaus bei der schon ein KTW aus der nächsten Stadt vor Ort war und uns als Tragehilfe nachgefordert hat. Der Einsatz sollte also schnell abgearbeitet sein. So war es dann auch.

Zurück auf der Wache gab es endlich das Mittagessen, weitere Runden Videospiele, eine Kinderserie mit einem Schwamm im Fernsehen und einen Ausflug zur Eisdiele, der aber ohne Eis endete. Diesmal nicht, weil uns die Leitstelle störte, sondern weil wir keine Lust hatten, uns an der 50 Meter langen Schlange anzustellen. Also gabe es das Eis dann von der Tankstelle. Wieder auf der Wache und nach dem Eis führten wir eine Privatauto-Pflege durch, die jäh unterbrochen wurde. Ein Notfall in einem 17 km entfernten Ort.

Die Fahrt zog sich über die Landstraßen und mit Erstaunen stellten wir fest, das nach diesem Einsatz schon bald der Schichtwechsel wäre. Leider zog sich der Einsatz etwas sehr in die Länge, weil diesmal wir eine Tragehilfe nachbestellen mussten. Zwar waren die Gelenkschmerzen des Herren schon länger vorhanden und somit kein richtiger Notfall, aber wenn wir schon da waren, konnten wir ihn auch ins Krankenhaus mitnehmen.

Da er auf den Rollstuhl angewiesen war, in einer Kellerwohnung lebte und geschätzt 120 Kilogramm auf die Waage brachte, war der Transport nicht so einfach. Gemeinsam mit den Kollegen konnten wir ihn mittels Tragestuhl ins Auto bringen. Dort versorgten wir ihn und dann ging der Transport ins Krankenhaus los. Warum auch immer sind die zur Zeit alle überfüllt, sodass wir in ein etwas weiter entferntes Haus fahren mussten, dass den Herrn bereitwillig aufnahm.

Am Schluss kamen wir auf die Minute pünktlich zum Feierabend auf die Wache. Direkt nach Übergabe des Piepsers an die Nachtschicht begann dieser zu klingeln und bescherte das genaue Gegenteil, nämlich eine sehr anstrengende Nacht nach unserem entspannten Sonntag.

Einsatz in der „Einrichtung“

So gegen Mitte der Schicht kam der Alarm. Gemeldet war der Einsatz in einem Haus im Industriegebiet. Auf dem Weg zum Einsatz fragte der Disponent uns, ob wie diese „Einrichtung“ kennen würden. Meine Kollegin und ich verneinten. Daraufhin kam nur ein „dann werdet ihr es gleich kennenlernen“.

Als wir ankamen, war sofort klar, was das für ein Haus war. Nicht nur die roten Lichter an der Tür und im Hof verrieten es, auch der Name und die Beschreibung am Hoftor zeigten, was sich hier verbirgt.

Auf dem Weg über den Hof wurden wir von zwei Herren kichernd gegrüßt, die auf dem Weg nach draußen waren.

Der Einsatz selbst war nicht so spektakulär, außer dass unsere Patientin fast kein Wort Deutsch verstand. Mit Hilfe von anderen Angestellten konnten wir uns verständigen und erfahren, dass es am Herzen weh tue und dass das schon länger so sei. Das große EKG hingegen war unauffällig und auch die weitere Diagnostik ergab kaum Anhaltspunkte für eine Verdachtsdiagnose. Da die Patientin darauf bestand, brachten wir sie trotzdem in das nächste Krankenhaus.

Sturz am morgen?

Manchmal bringt das Arbeiten im Rettungsdienst schon ganz amüsante Stilblüten mit sich. In einer meiner letzen Schichten auf dem Rettungswagen gab es mal wieder den Klassiker: „Flüsterpost“.

Wir bekamen so gegen Ende der Schicht einen Alarm auf den Melder: „Sturz, normale Fahrt“. Dies bedeutet für uns also, dass kein lebensbedrohlicher Notfall vorliegt, aber man in absehbarer Zeit vor Ort vorbeischauen sollte. Für die Leitstelle heißt es, dass der nächste Rettungswagen zu schicken ist. Wir sind also zügig ins Auto und haben den Einsatz übernommen. Kurz darauf klingelt das Diensthandy. Anrufer: Unsere Rettungsleitstelle. Meinem Kollegen wurde vom Disponenten mitgeteilt, dass die Patientin wohl gestern Abend gestürzt sei und seitdem auf dem Boden läge. Allerdings wäre es auch etwas unklar, da der Bruder der Dame aus Hamburg den Notruf gewählt hat. Dieser hätte morgens mit der Haushaltshilfe telefoniert und diese hätte ihm das erzählt. Sie würde auch gleich zur Wohnung kommen, um uns die Türe zu öffnen.

Zwei Fragen kamen dem Kollegen und mir in den Kopf: 1. Warum ruft er erst jetzt nachts den Notruf? 2. Warum hat die Haushaltshilfe nichts unternommen?

Als wir an der gemeldeten Adresse ankamen, war die Tür schon offen. Die Haushaltshilfe kam wohl vor uns an. Gespannt auf das, was uns erwarten würde, betraten wir den Flur der Wohnung. Sofort wurden wir ins Wohnzimmer gebeten. Dort lag die Dame des Hauses auf dem Sofa und war sichtlich erfreut über unser Erscheinen. „Warum lag sie auf dem Sofa?“, schoss es mir durch den Kopf. Wir starteten also unsere Befunderhebung. Ich baute unsere Geräte an die Dame um die Vitalwerte zu erfassen, mein Kollege befragte sie.

Was also geschehen war: Der guten Frau ging es nicht gut, sie hatte sich wohl einen Infekt eingefangen und deshalb hatte sie abends keine Lust mehr, ins Bett zu gehen geschweige denn, sich umzuziehen. Morgens kam die Haushaltshilfe und fand die Frau vor, besorgt wie sie war, rief sie den Bruder an. Der Bruder wollte seine Schwester auch schon seit ein paar Tagen anrufen, hatte sie aber nicht erreicht. Von der, ihrem Akzent nach zu urteilen, osteuropäischen Frau erfuhr er, dass sie schon länger liegen würde. Irgendwas scheint bei dieser Kommunikation nicht geklappt zu haben, und so wurde ein Rettungseinsatz für uns daraus.

Wir konnten die Situation aufklären und die Dame einem Arzt zuführen, sprich die Hausarztvertretung bestellen, die sich um solche Infekte ärztlich kümmert, wenn der Hausarzt nachts geschlossen hat. Der Bruder kam trotzdem am nächsten Tag zu seiner Schwester um sie zu Pflegen und zu Unterstützen während der Erkrankung.

Doppeleinsatz an der Haltestelle

Bei einer anderen Schicht auf dem Rettungswagen gab es einen lustigen Zwischenfall. Der andere diensthabende Rettungswagen wurde zu einem Verkehrsunfall (kurz VU) an eine Straßenbahnendhaltestelle alarmiert. Dort war es zu einem leichten Auffahrunfall von zwei PKWs gekommen. So lautete zumindest die Meldung der Leitstelle. Wenige Augenblicke später ging auch unser Melder auf. Einsatzort war eben diese Haltestelle. Auf dem Alarmdisplay wurde aber eine andere Meldung für uns angezeigt, nämlich eine synkopierte Person. Im Auto funkte uns die Leitstelle an, um mitzuteilen, dass wir uns nicht wundern sollten, das vor Ort auch noch der andere Rettungswagen war, aber einen anderen Notfall an Straße hätte. Wir wussten dies ja schon und fuhren mit dem anderen Rettungswagen direkt zusammen bis zur Einsatzstelle. Vor Ort stellte sich heraus, dass wir einen Notarzt brauchen würden, da es der Patientin schlechter ging, als von der Leitstelle vorhergesehen.

Der Notarzt brauchte eine Weile, da er den anderen Rettungswagen (der vorne an der Hauptstraße stand) zuerst gesehen hatte und somit auch zuerst bei denen war. Als er bei uns eintraf, wurde die Patientin weiter leitliniengerecht versorgt und in ein geeignetes Krankenhaus gebracht.