Langeweile im Dienst

Vor kurzem hatte ich mal wieder eine Schich in meiner Heimat auf einer Außenwache, also in einer kleineren Ortschaft ohne Krankenhaus. Das tolle dort ist, dass die Leute wirklich nur im Notfall den Rettungsdienst rufen und nicht für jedes kleine Kinkerlitzchen. Dafür ist man dort oft eine ganze Zeit lang ohne Notarzt und hat auch lange Wege in die umliegenden Krankenhäuser, dadurch dauern einzelne Einsätze insgesamt länger als in der Stadt. Wenn im Sommer die Städter als Touristen da sind, ändert sich natürlich auch die Einsatzfrequenz.

Für solche Wachen gibt es meistens zwei Möglichkeiten, entweder (fast) keine Einsätze in der Schicht oder man ist durchgehend unterwegs. In der beschriebenen Schicht traf das este zu. Wir begannen morgens unsere Wachenroutine (Reinigen und Desinfizieren von Material und Wache, Auto checken und putzen, Aufräumen etc.), die schon nach gut 90 Minuten abgeschlossen werden konnte. Danach ging es für mich an den Computer um etwas zu arbeiten und meine Kollegin las Zeitung und spielte auf ihrer mitgebrachten Spielekonsole. Nach einiger Zeit hat sie mich überredet, mitzuspielen. Also spielten wir ein Autorennspiel eines japanischen Anbieters mit einem Italiener als Hauptfigur.

Gegen Mittag fuhren wir zur Dönerbude um dort das Mittagessen zu holen. Eigentlich hatte ich Suppe vom Vortag dabei aber so ein Döner war dann doch verlockender. Wie es natürlich kam, hatten wir das Essen gerade in Empfang genommen und bezahlt, als der Melder los ging. Nichts dringendes, eine Einweisung ins Krankenhaus bei der schon ein KTW aus der nächsten Stadt vor Ort war und uns als Tragehilfe nachgefordert hat. Der Einsatz sollte also schnell abgearbeitet sein. So war es dann auch.

Zurück auf der Wache gab es endlich das Mittagessen, weitere Runden Videospiele, eine Kinderserie mit einem Schwamm im Fernsehen und einen Ausflug zur Eisdiele, der aber ohne Eis endete. Diesmal nicht, weil uns die Leitstelle störte, sondern weil wir keine Lust hatten, uns an der 50 Meter langen Schlange anzustellen. Also gabe es das Eis dann von der Tankstelle. Wieder auf der Wache und nach dem Eis führten wir eine Privatauto-Pflege durch, die jäh unterbrochen wurde. Ein Notfall in einem 17 km entfernten Ort.

Die Fahrt zog sich über die Landstraßen und mit Erstaunen stellten wir fest, das nach diesem Einsatz schon bald der Schichtwechsel wäre. Leider zog sich der Einsatz etwas sehr in die Länge, weil diesmal wir eine Tragehilfe nachbestellen mussten. Zwar waren die Gelenkschmerzen des Herren schon länger vorhanden und somit kein richtiger Notfall, aber wenn wir schon da waren, konnten wir ihn auch ins Krankenhaus mitnehmen.

Da er auf den Rollstuhl angewiesen war, in einer Kellerwohnung lebte und geschätzt 120 Kilogramm auf die Waage brachte, war der Transport nicht so einfach. Gemeinsam mit den Kollegen konnten wir ihn mittels Tragestuhl ins Auto bringen. Dort versorgten wir ihn und dann ging der Transport ins Krankenhaus los. Warum auch immer sind die zur Zeit alle überfüllt, sodass wir in ein etwas weiter entferntes Haus fahren mussten, dass den Herrn bereitwillig aufnahm.

Am Schluss kamen wir auf die Minute pünktlich zum Feierabend auf die Wache. Direkt nach Übergabe des Piepsers an die Nachtschicht begann dieser zu klingeln und bescherte das genaue Gegenteil, nämlich eine sehr anstrengende Nacht nach unserem entspannten Sonntag.