Erdbeeren für die Rettungswache

Am Wochenende hatten wir einen Fahrradunfall. Viel ist dabei nicht passiert, es gab nur bei einer beteiligten Person eine Rippenprellung.

Genau diese Person, war kurz zuvor an einem Marktstand Erdbeeren kaufen. Diese waren nun leicht angedrückt. Da der Patient aber erstmal ein paar Stunden im Krankenhaus verbringen würde, schenkte er uns seine zwei Schalen Erdbeeren. Welch nette Geste!

Nach dem Aussortieren der verdrückten blieb ca. eine Schale frische heimische Erdbeeren übrig, die auf der Rettungswache dankbare Abnehmer fand.

Rückenschmerzen nach Sturz

Früh morgens, kurz nach Schichtbeginn wurden wir alarmiert zu einem Wohnhaus in einer der Top Gegenden der Stadt. Gemeldet war ein Sturz in der vergangenen Nacht und dass die alte Patientin jetzt starke Rückenschmerzen hätte.

Vor Ort fragten wir unsere üblichen Fragen und nichts deutete auf einen Sturz hin. Wir wurden alarmiert, weil der Mann der Frau morgens von Ihren Rückenschmerzen irritiert war. Und er kombinierte, dass die Rückenschmerzen von einem Sturz in der Nacht kommen müssten. Eigentlich hatte er nichts mitbekommen, war aber der Meinung, dass er immer sehr tief schläft. Die Frau konnte sich auch an keinen Sturz erinnern.

Nach Abklärung von einigen anderen Problemen und Vorerkrankungen kam irgendwann in einem alten Arztbrief heraus, dass die Dame seit Jahren Probleme mit ihrer unterer Wirbelsäule hat und deshalb in orthopädischer Behandlung ist. Die Bedarfsmedikation bei starken Schmerzen hatte sie noch nicht genommen, also nahm sie diese auf unser Anraten hin ein. Damit die Schmerzen weiter abgeklärt werden können, vermittelten wir einen Hausbesuch der Hausärztin.

Beinvenenthrombose

Die Alarmierung erfolgte gegen Nachmittag, wir wurden mit Sonder- und Wegerechten zu einer angeblichen Beinvenenthrombose alarmiert. Weitere Informationen lagen der Leitstelle nicht vor.

Wir kamen in ein gutes Mehrfamilienhaus, wo uns ein jüngerer Herr erwartete und als erstes fragte ob wir auch Englisch sprechen würden. Zum Glück konnten wir beide gutes Englisch, sodass die Versorgung kein Problem sein sollte.

Wir wurden in die Wohnung geführt. Dort lag eine 23-jährige Frau auf dem Bett halb zugedeckt, aber voll angezogen. Meine Kollegin begann mit der üblichen Frage, was los sei und warum wir vor Ort wären. Darauf hin bekamen wir die Geschichte der gesamten Familie und deren Thromboseprobleme erzählt.

Aber was fehlte der Patientin? Die Fußpulse waren okay, Motorik und Sensorik beider Beine waren komplett okay. Daraufhin zog die Frau ihr linkes Hosenbein etwas nach oben und ein blauer Fleck in der Größe einer 1-Cent-Münze kam zum Vorschein. Dieser war wohl der Grund für die Alarmierung. Er sei heute morgen neu aufgetreten gewesen und schmerzte leicht. Daraufhin machte sich die Frau Sorgen ob sie vielleicht die Thrombose hat.

Wir konnten es in der Folge ziemlich zügig klären und die Patientin an ihren Hausarzt, der nur wenige Häuser weiter praktizierte, übergeben. Für uns war das keine Transportindikation.

„Verschluckte“ Spielzeuge und deren Folgen

Es war schon deutlich nach Mitternacht als wir alarmiert wurden an diesem Mittwoch früh. Direkt nach der Einsatzübernahme unsererseits rief der Disponent auf dem Diensthandy an. Vor lauter kichern war er am Anfang nicht zu verstehen, aber nach seinem zweiten Erklärversuch hatten wir verstanden um was es ging und wir mussten unsererseits auch lachen. Aber besser auf der Anfahrt schon gelacht als vorm Patienten, oder besser: der Patientin.
Mangels besserer Einsatzstichworte wurde das ganze als „sonstiges Trauma“ deklariert und die Anfahrt erfolgte ohne Signal.

Vor Ort angekommen öffnete uns ziemlich prompt ein Herr die Tür und bat uns herein. Im Schlafzimmer angekommen lag dort seine sehr viel jüngere Freundin (die aber deutlich volljährig war wie sich später herausstellen würde) die bei unserem Anblick direkt anfing zu weinen und laut zu schluchzen. In ihrem Geweine waren diverse Beleidigungen gegenüber ihrem Freund zu hören. Durch den Freund wurden wir auch noch einmal über die genaue Lage aufgeklärt. Da sie nicht schlafen konnte und er auch wach wurde, wollte das Pärchen wenigstens etwas Spaß haben. Um den Akt noch etwas prickelnder werden zu lassen, sollte das ganze von einem neuartigen, kleinen Vibrator begleitet werden. Normalerweise wird dieser in der Unterwäsche getragen für eine Stimulation zwischendurch (wie auch immer das dann genau funktioniert).

Das Paar probierte hingegen, diesen Vibrator in ihren Anus einzuführen, was wohl auch gelang. Da der Vibrator dafür scheinbar nicht gedacht war, hatte er keine „Rückholeinrichtung“.

Das Problem war also, dass der Vibrator noch im Enddarm saß, vibrierte und nicht herauszubekommen war. Vor Ort konnten wir eh nicht viel machen und um ihr weitere Peinlichkeiten zu ersparen inspizierten wir es auch nicht so genau sondern vertrauten auf die Erklärungen.
Der Transport war das nächste Problem. Vor Schmerzen konnte sie eigentlich nur auf der Seite liegen, aber wir mussten irgendwie durchs Treppenhaus. Mit Hilfe ihres Freundes gelang es auch irgendwie.

gibt es im Umkreis nachts nur ein Krankenhaus, das einen Viszeralchirurgen hat, also fuhren wir dort hin. Leider stand dieser aber noch mindestens 2 Stunden im OP bei einem Notfall weshalb sich die Dame noch etwas gedulden musste.

Die ganze Zeit über konnte man tatsächlich das leise Summen des Vibrators hören. Einen Orgasmus hatte sie wohl trotzdem weder bei uns noch davor.

Krankentransport

Ich hatte eine ITW-Schicht. Ein ITW (Intensivtransportwagen) ist ein Fahrzeug, in dem wir den Patienten wie auf einer Intensivstation betreuen können, inklusive allem, was dazugehört und auch inklusive Intensiv-Arzt.

Bei diesem Einsatz, es war der Erste an dem Tag, sollten wir einen Patienten von der großen Klinik in die Rehaklinik bringen. Im telefonischen Vorgespräch wurde uns von der abgebenden Ärztin mitgeteilt, dass bei dem Patienten mehrere Spritzenpumpen laufen und er beatmet sei.

Vor Ort stellten wir fest, dass der Patient seit diesem morgen nicht mehr beatmet ist. Auch hat er keine Spritzenpumpen mehr laufen. Also eigentlich ist das kein Fall für uns, sondern für einen normalen Krankentransport.

Unsere Ärztin entschied, den Transport trotzdem durchzuführen, da wir ja jetzt eh da sind. Entsprechen ohne Probleme und unspektakulär verlief dann der Transport.

Alkoholleiche

An einem schönen sonnigen Feiertagmorgen wurde meine Kollegin und ich, zusammen mit einer Praktikantin, an einen belebten Platz in der Innenstadt gerufen. Dort sollte eine alkoholisierte Person sein, die Anfahrt erfolgt deshalb mit Signal.

An der besagten Stelle angekommen, sahen wir einen Patienten, ca. 30 Jahre alt, der auf irgendeinem Trip war, und nicht nur Alkohol hatte. Sein Verhalten war sehr seltsam, er krampfte und zuckte und beugte seinen Oberkörper mehrfach. Da wir ihn so nicht transportieren konnten, bestellten wir einen Notarzt dazu. Dieser versuchte zuerst, den Patient mit einem Beruhigungsmittel, das in die Nase zerstäubt wird, zu beruhigen. Dies funktionierte auch eingeschränkt, sodass der Patient einen Zugang gelegt bekommen konnte.

Nach kurzer Zeit begann das Krampfen wieder stärker zu werden. Daraufhin beschloss der Notarzt, den Patienten in eine Narkose zu legen. Dies alles geschah sehr unkompliziert. Und wir konnten ihn stabil, aber künstlich beatmet im Krankenhaus abliefern.

Der Einsatz war sehr erstaunlich; so etwas erwartet man nicht, wenn man früh morgens zu einem „Routine-Alkohol-Einsatz“ geschickt wird.

Wetttrinken

Es ist wieder Weinfestsaison. Auf einem größeren Weinfest besetzte ich mit einem Kollegen einen Rettungswagen zur Versorgung von Patienten auf dem Fest. Der Abend war schon fortgeschritten, als ein Herr mit seinem Sohn zu uns kam. Der Sohn konnte kaum noch laufen und torkelte mehr. Uns wurde erzählt, dass Vater und Sohn ein Wetttrinken mit Alkohol gemacht hätten und der Vater wohl gegen den 15jährigen Sohn gewann. Vor Ort konnten wir den Sohn nicht betreuen und brachten ihn in die Kinderklinik.

Dort angekommen war auch die Mutter dazugekommen. Nun war die Geschichte eine andere; Vater und Sohn waren auf dem Weinfest. Beide tranken eine Traubensaftschorle, kurzzeitig hätten sie nicht aufgepasst und jemand hat wohl etwas in das Glas getropft. Als sie das Glas leer getrunken hatten, fühlte der Sohn sich „wie betrunken“. Laut Laboranalyse der Kinderklinik hatte er 1,8 Promille Blutalkohol. Das kommt sicher nicht von nur ein „paar Tropfen“

Müssen Sie hier parken?

Immer mal wieder passiert es, dann wir im Einsatz uns irgendwo hinstellen. Meist, weil es schnell gehen muss und gerade kein anderer Parkplatz auffindbar ist. So ist es bei uns auch letzte Woche gewesen. Es war nicht der Fall, über den bundesweit berichtet wurde, bei uns war es zwei Tage vorher. Wir hatten gerade geparkt; der Motor lief weiter, damit die Klimaanlage die Termperatur im Patientenraum halten kann.

Während wir den Patienten versorgten, klopfte es an die Tür und sie wurde direkt geöffnet, ohne abzuwarten. Ein Herr schaute herein und fragte uns, ob es sein müsse, dass wir hier parken und ob es sein muss, dass der Motor weiterläuft. Beides bejahten wir und erwarteten eine Diskussion. Stattdessen kam nur ein einfachen „ah“ von dem Herrn und er verließ uns wieder. Scheinbar war diese Antwort zufriedenstellend genug. Was er bezwecken wollte ist uns allerdings schleierhaft.

Kollegiale Hilfe

Im letzten Dienst fuhr ich mit einer guten Bekannten und mit einer Praktikantin, mit der ich auch privat befreundet bin. Wir hatten den Dienst extra zu verabredet, da wir mal wieder Zeit miteinander verbringen wollten.

Es begann alles ganz unspektakulär mit einer Dialyserückfahrt. Direkt anschließend ging es in einen Ort einige Kilometer weiter (wir waren in dieser Nacht der einzige KTW im Leitstellengebiet). Dort sollten wir einen Herrn aus dem Pflegeheim in das Krankenhaus bringen, um dort einen Katheterwechsel durchführen zu lassen, da der aktuelle verstopft war.

Im Krankenhaus hielt meine Kollegin während dem Katheterwechsel die ganze Zeit den gelähmten Arm des Patienten, damit er nicht seitlich neben der Trage hing und das Pflegepersonal behinderte. Als das erledigt war, hoben wir unsere Trage wieder komplett an, um mit dem Patienten Richtung Auto für die Rückfahrt zu kommen.

Beim Verlassen des Behandlungsraumes war es meiner Kollegin auf einmal übel und sie musste sich hinsetzen. Nach einer kurzen Zeit im Sitzen kollabierte sie auf dem Stuhl, was die Praktikantin zum Glück frühzeitig kommen sah, sodass wir sie kontrolliert ablegen konnten. Natürlich hoben wir sofort die Beine an. Im Wartebereich saßen auch ein paar andere Patienten, die die ganze Zeit versuchten, lustig zu sein, indem sie uns anboten den Rettungsdienst zu rufen, was vor lauter Lachen und Kichern kaum zu verstehen war. Dann sagten sie uns, dass sie uns auch gerne die Nummer der Leitstelle sagen könnten, diese hätten sie erst kürzlich gelernt. Wir konnten darüber in der Situation natürlich nicht wirklich lachen.

Das Pflegepersonal und die Internistin der Notaufnahme waren zügig zur Stelle, war es ja quasi vor deren Stützpunkt passiert. Wir lagerten meine Kollegin um auf ein Bett, sodass wir die Beine nicht manuell hoch halten mussten. Im Gespräch erfuhren wir, dass das Krankenhauspersonal dachte, dass sie die Praktikantin sei und auf Grund des Anblicks eines Katheterwechsels kollabiert sei. Wir mussten lachen, als wir dies korrigierten.

Mittlerweile geht es der Kollegin wieder gut und nach kurzer Zeit in der Klinik konnte sie entlassen werden. Im Nachhinein war die Situation für uns alle amüsant, auch wenn sie sich nicht mehr an allzuviel erinnert.

Akute Atemnot

Im Spätdienst wurden wir mit unserem KTW, der über fast keine (notfall-) medizinische Ausstattung verfügt zu einer gemeldeten akuten Atemnot alarmiert. Die Anfahrt erfolgte ohne Sonderrechte und würde ca. 15 Minuten dauern. Als Zusatzinfo gab es von der Leitstelle noch den Hinweis, dass im Sitzen alles okay sei, im liegen aber das Atmen fast unmöglich.

Vor Ort angekommen wurde uns schon im Treppenhaus des Mehrfamilienhauses entgegen gerufen, dass die Patientin unter keinen Umständen mit ins Krankenhaus möchte. Wir entgegneten, dass wir uns sie erst einmal anschauen wollen.

In der Wohnung angekommen, erzählte sie ihr Leid. Seit morgens trug sie ein 24-Stunden-Langzeit-EKG-Gerät mit sich. Dieses zeichnet das EKG kontinuierlich auf, um sporadische Herzfehler erkennen zu können. Wenn sie sich nun zum Schlafen ins Bett legen würde, hätte sie das Problem, dass das Gerät (und vor allem der Bauchgurt, der es hält) den Brustkorb etwas abdrückt, sodass sie nicht gut durchatmen kann. Vor wenigen Stunden war auch schon der Hausnotrufdienst da, konnte aber nichts machen.

Mein Kollege sah sich das Problem an und erkannte einen Klettverschluss am Bauchgurt. Diesen konnte man öffnen, den Gurt etwas weiter einstellen und dann waren die Probleme verschwunden. Die Dame konnte so also in Ruhe daheim bleiben und jetzt gemütlich schlafen, während wir in den verdienten Feierabend fuhren.

Bei der Rückmeldung an den Leitstellendisponenten konnte er sich ein Lachen nicht verkneifen, da er vorher schon das Gespräch mit der Dame annahm, sie das aber anders schilderte und er das nicht, obwohl sie dort bereits das Langzeit-EKG erwähnte, in einen Zusammenhang bringen konnte.