Fehlfahrttag

Der Tag sollte eigentlich ganz entspannt werden. Mit einem FSJ-Kollegen besetzte ich einen KTW in einem kleineren Ort. KTW fahren heißt, Menschen mit einer qualifizierten Betreuung von oder zur Behandlung zu bringen. Meist geht es dabei um Entlassungen aus dem Krankenhaus, Dialyse-Fahrten oder Arzttermine. Da das Auto kaum medizinische Ausstattung hat, fährt man in der Regel nicht zu Notfällen. Somit hat man über den Tag meist wenig Stress, kann das ganze gemütlich angehen und hat Kontakt zu vielen, oft dankbaren, Kunden.

Dieser Tag aber sollte anders werden. Der KTW dieser Wache ist dafür bekannt, im ganzen Leitstellengebiet umherzufahren, da es in dem kleinen Ort nicht so viele Fahrten gibt und man somit überall eingesetzt wird „um Lücken zu füllen“. Folglich hat man längere Fahrtstrecken während denen man mit dem Kollegen ausgiebig plaudern, Musik hören und Süßigkeiten essen kann.

Es begann schon morgens, normal fährt man direkt nach Dienstbeginn los, dieses Mal aber hatten wir morgens schon ca. 30 Minuten, die wir auf der Wache saßen. Als es dann los ging, stand erstmal eine Fahrt zur Dialyse auf dem Plan. Danach kam eine Entlassung aus dem Krankenhaus zurück ins Pflegeheim. Soweit alles unspektakulär und normal.

Dann aber begann das seltsame. Wir sollten zu einem etwas weiter entfernten Pflegeheim fahren. „Etwas weiter entfernt“ heißt hier 30 km. Dort sollten wir einen Bewohner aufnehmen, mit ihm zu einem ambulanten Termin nochmals 15 km weiter fahren und den Herrn dann direkt wieder zurück fahren. Wir fuhren also zu dem Pflegeheim und wollten gerade aussteigen, als die Leitstelle uns anfunkte. Der Termin sei soeben abgesagt worden.

Für uns sollte es dann in die Stadt, wo wir vorher schon die Entlassung und die Dialysefahrt hatten, zurückgehen. Dort stand eine weitere Entlassung aus einem anderen Krankenhaus an. Als wir in die Stadt hineinfuhren, wurde der Auftrag abermals von der Leitstelle storniert. Wir bekamen einen Primäreinsatz, gemeldet war eine Kopfplatzwunde. Deren Versorgung war unspektakulär und auf Wunsch des Patienten, der auch Blutverdünner nimmt, wurde er in ein Krankenhaus gebracht.

Anschließend sollten wir wieder ca. 25 km weiter in eine andere Stadt fahren um eine Entlassung zu fahren. Wieder wurde der Auftrag kurz vor Erreichen des Einsatzortes storniert. Stattdessen hatten wir jetzt das „Glück“, die ganzen Dialyseheimfahrten für den Abend zu übernehmen. Somit verlief der Rest des Tages wirklich sehr entspannt und kurzweilig (da man die Dialysepatienten hier großteils kennt, hat man oft sehr interessante Gespräche). Auch der Feierabend war garantiert pünktlich!